Umstellung AutoCAD / BricsCAD: Gibt es Erfahrungen?

[geigerp]

Hallo zusammen,

wir prüfen gerade, inwiefern die Umstellung von AutoCAD zu BricsCAD mit WS LANDCAD funktioniert. Wesentlicher Grund hierfür ist, dass Autodesk wohl die bisherigen Lizenzmodelle nicht mehr anbietet und die Preise damit erheblich steigen. 

Wir haben daher Auftrag zu prüfen, ob das günstigere BricsCAD als "AutoCAD Klon" für uns eine mögliche Alternative darstellt. Ich finde es aber schwierig mit innerhalb von 30 Tagen (Demo-Zeitraum) einen Gesamteindruck zu verschaffen. In Sachen LANDCAD, als Aufsatz, sehe ich hier aber keine Probleme. Alle Funktionen arbeiten wie gewohnt, der Aufsatz scheint identisch. Ich gehe daher davon aus, dass dies auch bei allem der Fall sein wird, was ich bisher nicht ausprobiert habe.

In Sachen BricsCAD bin ich aber weiterhin skeptisch. Dass manche Funktionen etwas anders bedient werden, ist selbstverständlich. Dass aber simple Funktionen, die ich alltäglich in AutoCAD verwende, in BricsCAD deutlich umständlicher sind, überrascht mich. Beispielsweise lässt sich in AutoCAD ein Scheitelpunkt einer Polylinie bequem per Rechtsklick entfernen. Ebenso lässt sich eine Polylinie simpel in einen Bogen umwandeln. In BricsCAD muss das stattdessen umständlich noch über pedit erledigt werden.

Vieles mag Gewöhnungssache sein, allerdings bin ich bei einem "AutoCAD Klon" davon ausgegangen, dass in der alltäglichen Arbeit keine großen Unterschiede aufkommen werden. Solche kleineren, aber dennoch bedeutenden Funktionsunterschiede lassen mich daher fragen, inwiefern wir im weiteren Verlauf mit Einschränkungen zu rechnen hätten.

Ich freue mich daher, wenn sich hier User fänden, die sowohl mit AutoCAD, als auch mit BricsCAD arbeiten / gearbeitet haben und ihre Erfahrungen teilen können. Ideal wären natürlich Erfahrungen im Zusammenhang mit WS LANDCAD, allerdings ist das kein Muss. Meine wesentliche Frage lautet: Hat sich die Umstellung auf BricsCAD langfristig bewährt? Mit welchen Einschränkungen muss man rechnen / arbeiten?

Beste Grüße

Pascal Geiger

[Jessica Petri]

Hallo Herr Geiger,

als kleiner Tipp aus dem Widemann-Support, man muss bei BricsCAD die Polylinie, egal um Stützpunkte zu entfernen/hinzuzufügen oder in einen Bogen umzuwandeln nicht PE nehmen. Dafür ist bei BricsCAD tatsächlich der QUAD gedacht. Mit der Maus und gedrückter STRG Taste über den entsprechenden Abschnitt fahren (nicht auswählen) und der QUAD verändert sich in seinen Funktionen. Da findet man dann unter Anderem das Umwandeln in einen Bogen und das entfernen von Segmenten.

[geigerp]

Hallo Frau Petri,

danke für die Info! Das Quad-Dingen finde ich irgendwie potenziell nützlich, aber auch ungewohnt. Zu meinem Anliegen habe mich allerdings nicht präzise genug ausgedrückt. 

Die von Ihnen beschriebene Methode ist mir nämlich auch über den Weg gelaufen und etwaige zusätzliche Funktionen waren auch vorhanden (z.B. das Einfügen eines neuen Stützpunktes). Das Entfernen eines Stützpunktes am Ende einer Linie ist damit gar kein Problem. Liegt der zu entfernende Punkt aber zwischen zwei anderen Stützpunkten (weil es sich um eine Gerade handelt und der mittlere Stützpunkt überflüssig ist) scheint es hier keine Option im Quad-Menü zu geben. Es sei denn, ich verstehe die Funktion "Segment entfernen" falsch oder habe etwas übersehen. Stattdessen blieb mir, so mein Eindruck, nur die Möglichkeit über pedit die Linie "auszurichten", was echt unkomfortabel ist, wenn ich daran denke, wie leicht ich in AutoCAD den Punkt entferne.

Viel interessanter als die Klärung einzelner Funktionen fände ich aber, sofern Sie hier ein wenig aus dem Nähkästchen plaudern dürfen: Wie sieht denn Ihre persönliche Präferenz aus? Arbeiten Sie lieber mit AutoCAD oder BricsCAD? Und warum? Und welchen Eindruck gewinnen Sie von Ihrer Kundschaft? Ich kann mir vorstellen, dass es hier vielleicht auch einige gab, die ihre Software gewechselt haben.

Beste Grüße

Pascal Geiger

[Jessica Petri]

Hallo noch einmal,

ganz kurz noch einmal zu dem Entfernen des Stützpunktes/Segments, im Grunde ist da kein großer Unterschied, man muss nur anders denken. Segment ist ja immer das Stück (Poly)Linie zwischen 2 Stützpunkten. Entfernt man also ein Segment, entfernt man im Grunde einfach den nächsten Stützpunkt in Laufrichtung. Wenn man sich einmal daran gewöhnt hat, findet man es nicht mehr so unkomfortabel.

Eine wirkliche "Vorliebe" habe ich bei den beiden Programmen nicht. Beide haben Vor- und Nachteile. Habe ich lange mit BricsCAD gearbeitet, habe ich in AutoCAD anfangs ein paar Probleme und wenn ich längere Zeit in AutoCAD gearbeitet habe, andersrum das gleiche. Bei beiden gewöhnt man sich eben an diese Vorteile sehr schnell und vermisst dann im anderen Programm die Zielführung. In früheren Versionen (2018 und älter) war ich klar auf der AutoCAD Seite. Das hat sich inzwischen aber relativiert. BricsCAD hat in der 2019er schon einen ENORMEN Schritt nach vorne gemacht, so dass inzwischen die Unterschiede, grade wenn man wie gesagt länger bei BricsCAD bleibt ohne immer wieder AutoCAD "rückfällig" zu werden, wirklich recht gering sind inzwischen. Wenn ich jetzt aber nicht nur den Preis von beiden Programmen gegeneinander abwäge, sondern auch noch die, ich nenne es einmal, Updatepolitik, würde ich persönlich wahrscheinlich zu BricsCAD tendieren. Wo man bei AutoCAD inzwischen schon wirklich suchen muss um in den Versionen richtige Verbesserungen zu finden (das Block einfügen hat sich zB meiner Meinung nach eher Verschlimmbessert, deswegen bin ich auch ein klassischeinfüg- Nutzer) merkt man bei BricsCAD einfach noch, dass da wirklich dran gearbeitet wird. Selbst wenn man nicht jede Unterversion von BricsCAD aktualisiert, was ja durchaus schon mal monatlich sein kann, sieht man einfach dass die Jungs und Mädels da noch Hirnschmalz und Entwicklung reinsetzen. Wobei ACAD inzwischen eher gefühlt nur noch mitgeschleppt wird von ADESK. Schreibt man zB Bricsys ein Ticket wegen eines Bugs, sind diese meist relativ schnell behoben. Bei ADESK gehen Tickets gefühlt teilweise einfach direkt in den Papierkorb. Das sind aber wirklich rein persönliche Eindrücke.
Arbeitstechnisch bin ich tatsächlich eher auf Autocad unterwegs, was aber den einfachen Grund hat, dass, wenn wir/ich jetzt z.B. eine Kundendatei bearbeite und das mir BricsCAD mache, bei einem ACAD Nutzer die Meldung erscheint, dass es nicht mit einem ADESK Produkt bearbeitet wurde. Um das zu umgehen, nutze ich an der Stelle meist AutoCAD. (Wobei ich auch ab und an beide Produkte nehme, da BricsCAD z.B bei Fehlern in der Datei oft nicht so empfindlich ist wie AutoCAD und man hier eine Zeichnung oft noch geöffnet bekommt, wo das bei AutoCAD nicht mehr funktioniert)
Inzwischen steigen auch immer mehr auf BricsCAD um, aus ganz verschiedenen Gründen. Preis, Lizenzpolitik und Ähnliches. Man muss allein mal daran denken, dass man mit der Zustimmung der AGBs von ADESK dieser Firma die Erlaubnis gibt, jederzeit zu überprüfen, ob die ADESK Programme auch lizenztechnisch korrekt genutzt werden. Das heißt (überspitzt) sie könnten jederzeit vor der Tür stehen und an die PCs wollen. Was tatsächlich auch passiert. Nur dass sie nicht vor der Tür stehen, sondern die Kunden per Mail auffordern ein Programm zu installieren, dass dann die PCs nach unsachgemäßer Programmnutzung scannt. Alleine das würde mich persönlich wahrscheinlich abschrecken.

[geigerp]

Hallo Frau Petri,

ganz herzlichen Dank für die Informationen! Die werden mir in der Nachbesprechung im September helfen.

Beste Grüße

Pascal Geiger